Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht. Heute weiss man, dass die Entstehung überflüssiger Pfunde oftmals ein Zusammenspiel verschiedenster Faktoren ist. Direkt verantwortlich für das Körpergewicht ist selbstverständlich die Kalorienbilanz, also die Differenz auf aufgenommener sowie verbrauchter Nahrungsenergie. Bei leichtem Übergewicht genügt daher meist schon eine nur leicht reduzierte Kalorienaufnahme (Diät) mit entsprechend mehr Bewegung, um die Pfunde zum Schmelzen zu bringen. Darüber hinaus spielt aber auch der Stoffwechsel, auch Metabolismus genannt, eine entscheidende Rolle: Hormonelle Störungen sind seltener für das Übergewicht verantwortlich, sollten aber durchaus in Erwägung gezogen werden – insbesondere dann, wenn das Körpergewicht trotz ausgewogener Ernährung und Sport stagniert. Darüber hinaus sind übergewichtige Menschen oftmals in einem Teufelskreis gefangen: Durch die Vermehrung von Fettgewebe verändert sich auch der Metabolismus. Crash-Diäten und andere „Sünden“ führen dazu, dass der Stoffwechsel oftmals sogar weniger Energie benötigt als zuvor – und deshalb bei kleinster Überschreitung der Kalorienbilanz nur weiter zunimmt. Das Ausmaß des Übergewichts reicht von wenigen Pfunden zu viel auf der Waage bis zur ausgewachsenen Adipositas, welche in jedem Fall einer ärztlichen Behandlung bedarf.
Bei stark adipösen Menschen kann das natürliche Hungergefühl irritiert sein. Der Grund hierfür: Durch die permanent erhöhte Nahrungsaufnahme ist der Magen deutlich geweitet, wodurch er wiederum mehr Nahrung benötigt, um ein Gefühl der Sattheit ans Gehirn weiter zu geben. Aus diesem Teufelskreis auszubrechen und wieder ein „natürliches“ Hungergefühl zu entwickeln, ist für Betroffene nahezu unmöglich: Eine operative Verkleinerung des Magens ist bei starker Adipositas manchmal der einzige Ausweg für eine wirkliche Veränderung. Dabei stehen der Chirurgie zwei verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung, die je nach PatientIn und Situation zum Einsatz kommen können: Durch ein Magenband wird das Magenvolumen gewissermaßen abgeteilt, wodurch effektiv nur ein Teil des ursprünglichen Magens zur Verfügung steht. Die Teilung umfasst dann einen kleinen sogenannten Vormagen, welchen die Nahrung zuerst passiert. Ist dieser kleine Vormagen gefüllt, tritt bereits ein Sättigungsgefühl ein, bevor der Hauptmagen erreicht wird. Eine andere Möglichkeit, die heute zunehmend öfter eingesetzt wird, ist der Magenballon. Wie der Name bereits verrät, wird der Magen hier durch das Volumen eines (effektiv leeren) Ballons gefüllt. Hierdurch steht ebenfalls deutlich weniger Platz als zuvor zur Verfügung. Die Wirkung einer solchen Magen verkleinernden Maßnahme ist für viele Betroffene schnell und intensiv spürbar: Schon unmittelbar nach dem Eingriff verspüren sie deutlich weniger Hunger als zuvor, wodurch erstmals auch weniger Nahrung aufgenommen werden kann. Unter ärztlicher Aufsicht findet dann eine sinnvolle Diät statt, die nicht selten enorm viele Kilos zum Schmelzen bringt.
Wer führt den Eingriff durch? Anbieter und Kosten
Das Einsetzen von Magenband oder Magenballon sollte ausschließlich bei einem erfahrenen Facharzt durchgeführt werden. Empfehlenswert sind beispielsweise Kliniken mit einem eigenen Behandlungsschwerpunkt für Magenverkleinerungen, siehe auch unseren Adressfinder hierzu. Auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (http://www.dgch.de) bietet Suchmöglichkeiten nach passenden Ärzten und Kliniken. In vielen Fällen spezialisieren sich außerdem Fachärzte für Plastische Chirurgie bzw. Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie auf diesen Eingriff. In einem unverbindlichen Beratungsgespräch merken Sie schnell, ob Sie sich in guten Händen fühlen. Auch Risiken und Komplikationsmöglichkeiten sollten hier angesprochen werden. Darüber hinaus ist ein guter Arzt bei der Bewilligung durch die Krankenversicherung behilflich – bei starker Adipositas kann in seltenen Fällen das Einsetzen von Magenband oder Magenballon von den Krankenkassen bezahlt oder zumindest bezuschusst werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn andere Therapiemöglichkeiten (beispielsweise medikamentös oder durch eine begleitete Abnehmkur) keinen Erfolg gebracht haben. Ein Anrecht auf Kostenübernahme besteht jedoch nicht. Neben dem Übergewicht (BMI von mindestens 40) sind weitere Kriterien entscheidend. Gute Aussichten auf Kostenübername bestehen, wenn beispielsweise weitere, nachweislich durch das Übergewicht bedingte Krankheiten hinzukommen. Diese können zum Beispiel Diabetes II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder gewichtsbedingte Haltungsschäden umfassen. Ein Magenballon kann auch bei Patienten mit niedrigerem BMI sinnvoll sein, wird dann aber oftmals nicht von den Krankenkassen übernommen.
Die Kosten einer Magenband-OP in Deutschland belaufen sich auf durchschnittlich rund 3.000 bis 4.000 Euro, wobei komplizierte Eingriffe auch deutlich mehr kosten können. Das Einsetzen eines Magenballons kann mit rund 2.500 bis 3.000 Euro veranschlagt werden.
Vor dem Eingriff
Eine operative Magenverkleinerung stellt einen deutlichen Eingriff in den menschlichen Körper dar. Vor jeder Operation untergeht der Patient daher einer gründlichen medizinischen Untersuchung. Diese ist nicht nur für die Dokumentation späterer Behandlungserfolge wichtig (Gewichtsabnahme in Kilo, Verbesserung gesundheitlicher Beschwerden), sondern auch für die Kalkulation der Anästhesie. Weil das Operationsrisiko bei stark übergewichtigen Patienten mit Vorerkrankungen erhöht sein kann, sollte alles getan werden, um den Eingriff so sicher wie möglich ablaufen zu lassen. Hierzu zählt unter Anderem der Verzicht auf Alkohol und beispielsweise ASS-haltige Schmerzmittel, die das Blut verdünnen. Verschreibungspflichtige Medikamente dürfen nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden. Weil der Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt wird, darf je nach Anweisung mindestens 12 Stunden zuvor weder gegessen noch getrunken werden (nüchterner Magen).
Der Eingriff
Das Einsetzen von Magenband oder Magenballon wird in Vollnarkose / Allgemeinanästhesie durchgeführt. Der Eingriff kann eine bis zu mehreren Stunden Operationszeit in Anspruch nehmen.
Für die Magenband-OP werden zunächst mehrere kleine Einschnitte in der Bauchregion gesetzt. Durch diese Einschnitte können dann die nötigen Instrumente sowie das Magenband in den Magen eingebracht werden. Das Magenband wird dabei um die Magenwand gelegt und festgestellt, wobei die Enge individuell verstellbar ist. So kann bei einem möglichen Folgeeingriff das Magenband erweitert oder verengt werden.
Beim Einsetzen des Magenballon wird ähnlich vorgegangen. Hierbei wird ein relativ leichter Silikonball in den Magen eingeführt, wodurch das Volumen hier deutlich verringert werden kann.
Nach dem Eingriff
Eine Magenband- oder Magenballon-OP wird stationär durchgeführt. Für einige Tage sollte sich der Patient dabei unter ärztlicher Aufsicht schonen. Unumgänglich für den Behandlungserfolg ist eine sinnvolle Ernährungsumstellung, welche zum Beispiel an Hand eines individuellen Ernährungsplans durchgeführt wird. Mehrere Wochen nach dem Eingriff sollte auf Sport und körperliche Belastungen verzichtet werden. Darüber hinaus können je nach Patient und Vorerkrankung weitere Vorsichtsmaßnahmen nötig sein, die durch den behandelnden Arzt ausgegeben werden.
Risiken und Komplikationsmöglichkeiten
Das Einsetzen von Magenband oder Magenballon stellt einen deutlichen Eingriff in den Körper dar, welcher bis zu einigen Stunden beanspruchen kann. Bei stark übergewichtigen PatientInnen erhöht sich das Operationsrisiko dabei nochmals. Zu den harmloseren Nach- und Nebenwirkungen zählen beispielsweise Unwohlsein, Druckgefühl (beim Magenballon) im Bauch, Schwellungen und Rötungen der OP-Narben. In seltenen Fällen kann es während oder nach dem Eingriff jedoch auch zu einer Infektion des Gewebes kommen, welche leicht verlaufen kann oder schwere Folgen nach sich zieht. In jedem Fall sollte vor dem Eingriff detailliert auf das individuelle OP-Risiko eingegangen werden. Nur so kann jeder Patient selbst entscheiden, ob der Nutzen wie die enorm effektive Gewichtsabnahme auch in schweren Fällen oder das mögliche Risiko den Ausschlag für die Entscheidung geben.