Als Hohl- oder Schlupfwarzen bezeichnet man solche Brustwarzen, die regelrecht nach Innen gestülpt sind. Es gibt verschiedene Formen wie auch unterschiedliche Ursachen für Hohlwarzen. In jedem Falle aber stellen sie meist eine enorme psychische Belastung für die betroffene Frau dar: Die weibliche Brust steht als wichtiges Geschlechtsmerkmal fast zwangsläufig unter Beachtung, auch durch die Betroffene selbst. Nach innen gezogene Brustwarzen oder – Warzenhöfe stören den ästhetischen Gesamteindruck massiv und können schlechtes Selbstwertgefühl, Scham bis hin zur sexuellen Hemmung fördern.
Den Brustwarzen einer Frau kommt aber noch eine weitere Funktion zu: Sie sind maßgeblich für die Versorgung mit Nahrung eines Neugeborenen verantwortlich. Schlupf- oder Hohlwarzen stellen deshalb nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein funktionales Problem dar. In einigen Fällen kann man daher nicht von einer reinen Schönheits-OP sprechen. Bei bestimmten Formen der Hohlwarzen muss der Arzt regelrecht Brustrekonstruktion.htm“>rekonstruktiv wirken, in dem er überhaupt erst die Möglichkeit zum Stillen eines Babys schafft.
Doch wie kommt es überhaupt zu Schlupf- oder Hohlwarzen an der Brust? In den allermeisten Fällen liegt ein genetischer Defekt zu Grunde; eine entsprechende Veranlagung kann unter Umständen schon in jüngerem Alter erkennbar sein. Selbstverständlich ist es sinnvoll, erst nach der vollen Ausbildung der Brust eine OP in Erwägung zu ziehen. Gerade junge, heranwachsende Frauen leiden jedoch oft massiv unter den unschönen Hohlwarzen. In manchen Fällen kann eine rechtzeitige operative Begleichung Abhilfe schaffen. Jedoch: In manchen Fällen und bei weniger starken Hohlwarzen können sich diese in und nach der Schwangerschaft beim Stillen wieder rückbilden. Bei sogenannten erworbenen, also erst im Laufe des Lebens entstandenen, Hohlwarzen ist besondere Vorsicht geboten: Hier kann es sich unter Anderem um eine Form des Brustkrebs handeln. Eine Untersuchung beim Onkologen (Facharzt für Krebserkrankungen) sowie beim Mammologen (Facharzt für die weibliche Brust) ist daher unumgänglich.
Die Ausprägung der Hohl- und Schlupfwarzen wird in verschiedene Schweregrade unterteilt. Diese bestimmen mit, welche Behandlungsmethode am Sinnvollsten ist. Es gibt neben dauerhaften operativen Verfahren auch eine ganze Reihe sogenannter konservativer Behandlungen, die eingeleitet werden können. Hohlwarzen des 1. Grades können manuell oder durch eine Massage/ Stimulation wieder ausgestülpt werden. Hierbei handelt es sich also um kein dauerhaftes Phänomen, entsprechend ist eine Operation eher nicht anzuraten. Hohlwarzen des 2. Grades können manuell herausgezogen werden, kehren dann aber oft unmittelbar wieder in ihre Ausgangssituation zurück. Leichte Stimulationen reichen nicht aus, um die Brustwarze herauszustülpen. Hohlwarzen des 3. Grades wiederum lassen sich kaum oder gar nicht herausziehen. Hier ist eine Brustwarzen-OP oft der einzige Weg zur dauerhaften Verbesserung.
KONSERVATIVE METHODEN
Egal, um welche Ausprägung es sich handelt: Patientin und Arzt entscheiden oft, zunächst eine konservative Methode auszuprobieren. Sie ist nahezu risikofrei und macht eine kostenintensive Schönheits-OP eventuell überflüssig. Die meisten Techniken richten sich jedoch hauptsächlich an stillende Mütter. Für junge Frauen, die massiv vor allem unter dem Aussehen ihrer Brustwarzen leiden, ist oft ein operativer Eingriff erforderlich.
Spezielle Massagetechniken helfen vor allem bei Hohlwarzen des 1. oder 2. Grades. Nach Möglichkeit sollten die Brustwarzen täglich massiert werden. Zu Grunde liegt die Annahme, dass vor allem zusammengezogenes Bindegewebe Ursache für Hohl- und Schlupfwarzen ist. Dieses soll dann durch Massage gelockert und erweitert werden. Die bekannteste Methode ist die Hoffmann-Technik. Hierbei legt man zwei Finger jeweils auf den Warzenhofrand und zieht diese dann unter leichtem Druck auseinander. Nach etwa einigen Monaten bis zu einem halben Jahr sollten erste Erfolge sichtbar werden.
Ein operatives Gerät zur Bindegewebsdehnung ist der sogenannte Brustwarzenreformer. Er wird im Handel auch von vielen Babyzubehör-Marken vertrieben, weil er sowohl ästhetische als auch funktionale Verbesserungen verspricht. So soll nicht nur die Brustwarze an sich, sondern auch die Milchgänge erweitert werden. Der Reformer ähnelt in Form und Oberfläche der weiblichen Brustwarze, weshalb er unauffällig unter der Kleidung angelegt werden kann. Durch einen kleinen Schlauch wird ein regulierbarer Unterdruck erzeugt, der jedoch schmerzfrei bleiben soll. Etwa acht Stunden täglich kann der Brustwarzenreformer über einen Zeitraum von mindestens einigen Monaten getragen werden. Stillende Mütter mit Hohlwarzen können den Reformer auch erst nach der Schwangerschaft und kurz vorm Stillen anlegen. Jedoch sollte auch hier ein entsprechender Tragezeitraum vorausgegangen sein.
Eine rein vorrübergehende Lösung speziell für stillende Mütter sind sogenannte Brusthütchen. Auch diese werden von fast allen namhaften Babyzubehör-Herstellern angeboten. Das Brusthütchen imitiert die Form der Brustwarze und kann einfach auf die Hohl- oder Schlupfwarzen aufgesetzt werden. Das Baby wird anschließend zum Stillen an das aufgesetzte Brusthütchen angesetzt, durch eine winzige Öffnung in der Mitte kann die Milch aus der Mutterbrust gesaugt werden. Voraussetzung hierfür ist, dass die Milchgänge genügend geweitet sind. (In vielen Fällen sind starke Hohlwarzen auch mit einer Verengung der Milchgänge verbunden.)
Ärzte und Kliniken für eine Hohlwarzen-/Schlupfwarzenoperation
OPERATIVE BRUSTWARZEN-OP / – REKONSTRUKTION
Die Argumente für oder gegen eine Brustwarzen-OP sind individuell sehr verschieden. Zum Einen können so bereits bei jungen Frauen Komplexe und psychische Belastungen verhindert werden, zum Anderen kann ein entsprechender Eingriff negative Auswirkungen auf Schwangerschaft bzw. Stillmöglichkeiten haben. Hier muss daher mit einem Arzt ausführlich abgewogen werden.
WAHL DES ARZTES
Erste Voraussetzung für einen seriösen Arzt ist selbstverständlich seine fachliche Kompetenz. In Deutschland sollten Patientinnen auf den Titel „Facharzt für Plastische Chirurgie“ oder „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ achten. Alle anderen Bezeichnungen wie Schönheitschirurg oder Kosmetischer Chirurg sind juristisch nicht geschützt und können von jedem Mediziner verwendet werden. Entsprechende Adressen finden sich zum Beispiel beim Dachverband DGPRÄC, der sich für einheitliche Standards in der Schönheitschirurgie einsetzt (Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie).
Darüber hinaus ist natürlich auch Erfahrung speziell im Bereich der Brustwarzen-OP wichtig. Ein entsprechender Arzt sollte verschiedene Eingriffe fotografisch dokumentiert haben, damit seine Patientin einen Eindruck von dem möglichen Behandlungsergebnis gewinnen kann. In einem ersten Beratungsgespräch bespricht der Arzt die gewählte Methode. Der Eingriff wird mit allen möglichen Risiken und Komplikationen geschildert. Auch Fragen sollten beantwortet, Zweifel ernst genommen werden. Dies betrifft insbesondere eine eventuelle Familienplanung in der Zukunft. Gerade jüngere Patientin müssen aufgeklärt werden, dass ein missglückter Eingriff auch Auswirkungen auf Schwangerschaft und Stillen haben kann. Nur wenn Sie sich als Patientin ernst genommen und vollkommen aufgeklärt fühlen, sollten Sie dem Eingriff einwilligen. Hierzu haben Sie in Deutschland eine gesetzliche Mindestbedenkzeit von 14 Tagen.
VORSORGE
Vor dem OP-Termin muss alles vermieden werden, was zu unnötigen Komplikationen führen könnte. An erster Stelle steht hierbei der Verzicht auf Alkohol und blutverdünnende Medikamente, wie Aspirin und andere ASS-haltige Schmerzmittel. Doch auch auf Nikotin sollte möglichst verzichtet werden, da dieses die Gefäße verengt und die Durchblutung verschlechtert. Wird der Eingriff unter Vollnarkose (auch: Allgemeinanästhesie) durchgeführt, muss außerdem am Tag des Eingriffs auf Nahrung verzichtet werden.
DER EINGRIFF
Es gibt zwei verschiedene OP-Varianten, die jeweils unter lokaler, auf Wunsch auch allgemeiner Narkose durchgeführt werden können.
VARIANTE 1
Diese vergleichsweise schonendere Variante ist vor allem für junge Frauen sinnvoll, denen Kinder- und Familienplanung noch bevorsteht. Sie ist jedoch auch weniger erfolgsversprechend. Die für die Hohlwarzen verantwortlichen, verkürzten Bindegewebsfasern werden gelöst, die Brustwarze kann dann nach außen treten. Hierzu müssen mehrere Schnitte entlang des Warzenhofes gesetzt werden. Hierbei kann die Position der Brustwarze verändert und anschließend wieder mit Wundfaden vernäht werden.
VARIANTE 2
Eine radikalere, aber oftmals wirksamere Operationsmethode ist die Durchtrennung der Milchgänge. Diese befinden sich unmittelbar hinter der Brustwarze und können verantwortlich für die verkürzte, nach innen gestülpte Form sein. Während des Eingriffs trennt der Chirurg diese verkürzten Milchgänge und Bindegewebsfasern direkt am Warzenhof durch. Eine andere Variante ist die Spaltung der Brustwarze, wodurch die verkürzten Fasern direkt durchtrennt werden können. Anschließend muss die Brust oft mit Hautgewebe unterfüttert werden. Beide Varianten derselben Methode erfordern eine Fixierung der rekonstruierten Brustwarze. Dies geschieht meist mit Silikonfäden.
NACHSORGE
Für die postoperative Nachsorge wird ein spezieller Wundverband angelegt. Dieser schützt die noch fragile, neue Brustwarze und saugt zudem austretendes Blut und Wundwasser auf. Ein stationärer Aufenthalt ist bei diesem kurzen Eingriff meist nicht erforderlich. Jedoch sollten Patientinnen auch zu Hause noch ein paar Tage Schonzeit einnehmen. Auch danach noch sollte auf Sport und ähnlich intensive Betätigungen bei der Arbeit auf mindestens einige Wochen verzichtet werden. Alles, was Druck auf die Narben ausübt, ist zu vermeiden. Sonnenbäder und Solarium müssen ebenfalls einige Zeit minimiert werden. Ansonsten kann es an den Nahtstellen zu einer sogenannten Hyperpigmentierung oder zur Ausbildung weißer Flecken kommen.
RISIKEN UND KOMPLIKATIONEN
Kein (schönheits-)chirurgischer Eingriff ist ohne Risiko. Eine sorgfältige Nachsorge und die Wahl eines kompetenten Arztes kann jedoch viele Risiken minimieren helfen. Häufig treten nach dem Eingriff Schwellungen, Rötungen, gegebenenfalls Hämatome und (leichtere) Schmerzen auf. Diese Symptome klingen jedoch mit der Zeit von ganz alleine ab. Seltener und gefährlicher sind Infektionen, die sich an den Wundstellen bilden können. Sie sind oft auf mangelnde Hygiene zurückzuführen. Die vorsorgliche Gabe von Antibiotika kann Infektionskeime verringern. Gerade bei entsprechend veranlagten Patientinnen kann es zu stärkeren Nachblutungen kommen. Hier ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen, der möglichst schnell Gegenmaßnahmen einleiten wird. In der ersten Zeit, bis hin zu einigen Monaten, kann es auch zu Empfindungsstörungen im operierten Bereich kommen. Insbesondere wenn Nerven gequetscht oder versehentlich durchtrennt wurden, können diese auch dauerhaft bleiben. Dies ist für viele Frauen besonders belastend, weil einmal durchtrennte Nerven kaum wieder aufgebaut werden. In einigen Fällen können auch die Milchgänge unwillentlich durchtrennt worden sein (Variante 1).
Häufiger als medizinische Komplikationen sind jedoch ästhetisch nicht zufriedenstellende Ergebnisse. So können die Brustwarzen zueinander asymmetrische sein; manchmal ändern Brustwarzen noch während der Nachsorgephase ihre Position geringfügig. Auch deutlich sichtbare, wuchernde oder wulstige Narben (Kelloiden) sind ein äshtetisches Ärgernis. Manchmal bleiben die Narben selbst nicht sichtbar, sind jedoch deutlich anders pigmentiert als die restliche Haut – in diesem Fall ist eine kosmetische Tätowierung möglich.