Bei der Hymenrekonstruktion wird das Jungfernhäutchen operativ wiederhergestellt, also in Funktion und Aussehen nachgeahmt. Dieser Eingriff wird insbesondere von jungen Frauen aus streng religiösen, muslimischen Familien angefragt. Der Grund: Das spezielle soziale und kulturelle Lebensumfeld erwartet, dass die Frau jungfräulich in die Ehe eingeht. Dem Jungfernhäutchen, medizinisch auch Hymen genannt, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Es gilt als Zeichen der Reinheit und Unbeflecktheit, welche nicht nur körperlich, sondern auch seelisch verstanden wird. Diese Vorstellung ist jedoch mit der Lebensrealität zahlreicher junger muslimische Frauen nicht vereinbar, die auch vor dem Eheleben Geschlechtsverkehr haben möchten. Ob geheim oder mit Billigung der Eltern – spätestens bei der Eheschließung wird von strenggläubigen Muslimen oft der Beweis für die Jungfräulichkeit verlangt. Das Einreißen des Hymens gilt als ein solcher Beweis. Was viele Männer nicht wissen: Das Jungfernhäutchen kann nicht nur durch Geschlechtsverkehr, sondern auch schon beim Sport einreißen. In einigen Fällen werden Mädchen sogar ganz ohne oder mit einem kaum ausgebildeten Hymen geboren. Doch ganz egal, aus welchem Grund das Jungfernhäutchen nicht mehr vorhanden ist oder einreißt – betroffene Frauen stehen in dieser Situation vor einem Dilemma. Für viele ist die operative Hymenrekonstruktion die einzige Möglichkeit, die geforderte Jungfräulichkeit zumindest optisch und funktionell (wieder) herzustellen. Weil die Haut in diesem Bereich sehr gut verheilt, ist das Behandlungsergebnis schon nach einigen Wochen selbst von Fachärzten kaum vom echten Jungfernhäutchen zu unterscheiden.
Ärzte und Kliniken für eine Hymenrekonstruktion
WER FÜHRT DIE HYMENREKONSTRUKTION DURCH? WAS EINE GUTE KLINIK AUSZEICHNET
Die Hymenrekonstruktion stellt einen besonders intimen Eingriff dar, welcher absolutes Vertrauen in den behandelnden Arzt voraussetzt. Deshalb ist sie sorgfältige Suche hier besonders wichtig. Als Patientin sollten Sie sich Zeit lassen, um in Ruhe ein unverbindliches Beratungsgespräch in Anspruch zu nehmen – und gegebenenfalls auch mehrere Kliniken bzw. Ärzte aufzusuchen, bis Ihre Entscheidung gefallen ist. Einige Kliniken haben sich mit einem Fachbereich für Intimchirurgie unter Anderem auf die Rekonstruktion des Hymens spezialisiert. Sie bieten somit nicht nur die fachliche Kompetenz sowie langjährige Erfahrung in dieser OP-Methode, sondern auch einen diskreten Rahmen, in dem alle Eingriffe durchgeführt werden. Dies ist bei der von kulturellen und sozialen Umständen begleiteten Hymenrekonstruktion besonders wichtig.
Neben dem eigenen Wohlbefinden gibt es jedoch auch ganz handfeste Kriterien, die eine gute Klinik erfüllen sollte. Hohe hygienische Standards und moderne OP-Techniken sind heute fast überall eine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus ist die fachliche Qualifikation des behandelnden Arztes entscheidend: Weil Begriffe wie „Schönheitschirurg“ oder „Intimchirurg“ nicht geschützt sind, kann sich theoretisch jeder Arzt so nennen – unabhängig seiner Spezialisierung. Aufschluss über eine einschlägige Ausbildung geben ausschließlich Titel wie „Facharzt für Plastische Chirurgie“ bzw. „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“. In beiden Fällen hat der behandelnde Arzt nach seinem Medizinstudium eine weiterführende Facharztausbildung mit mindeszens 600 selbständig durchgeführten Operationen absolviert. Adressen und Ansprechpartner finden Sie in unserem Klinikfinder (praktisch nach OP-Methoden geordnet) oder bei den Dachverbänden DGÄC oder DGPRAEC unter http://www.dgpraec.de bzw. http://www.dgaec.de.
Übrigens: Eine Hymenrekonstruktion gilt, obwohl von vielen betroffenen Frauen nicht so empfunden, als Wunschleistung. Die Kosten hierfür werden daher nicht übernommen oder bezuschusst. Die konkreten Preise für die Behandlung können stark variieren, je nach Ausgangssituation. Aus diesem Grund wird meist ein individueller Kostenvoranschlag erstellt.
VOR DEM EINGRIFF
Vor der OP sollte in erster Linie auf Alkohol und Blut verdünnende Mittel wie auch ASS-haltige Schmerzmittel für mindestens einige Tage verzichtet werden. Wichtige Medikamente dürfen selbstverständlich nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden.
DIE OPERATION
Die Hymenrekonstruktion stellt einen eher kleinen Eingriff dar, welcher in der Regel unter lokaler Betäubung durchgeführt werden kann. Bei sehr ängstlichen Patientinnen ist eventuell auch eine Behandlung unter Vollnarkose möglich, wobei die zusätzlichen medizinischen Risiken meist nicht gerechtfertigt sind. Der Eingriff dauert im Schnitt zwischen 30 und 60 Minuten, selten auch länger.
Zur Wiederherstellung des Jungfernhäutchens wird vorhandenes Hautgewebe entsprechend geformt und anschließend mit selbst auflösenden Fäden vernäht. Weil die kleinen Einschnitte im gut durchbluteten Inneren Intimbereich liegen, sind die Wunden meist sehr schnell verheilt und danach nicht mehr sichtbar. Je nach Ausgangssituation kann das vorhandene Jungfernhäutchen wieder vernäht oder, bei nicht vorhandenem Hymen, ein Neues aus der umliegenden Schleimhaut konstruiert werden.
NACH DEM EINGRIFF
Unmittelbar nach dem Eingriff ist der Intimbereich noch sehr empfindlich. Zur Stützung und Schonung des Gewebes kann das Tragen einer Miederhose sinnvoll sein. Darüber hinaus muss am Tag der OP bis zu ein bis zwei Wochen danach auf Alkohol und Blut verdünnende Medikamente verzichtet werden. Für etwa vier bis sechs Wochen müssen darüber hinaus Sport und andere körperliche Belastungen vermieden werden. Auch Sauna, Schwimmen oder heiße Bäder sind in dieser Zeit nicht empfehlenswert.
RISIKEN UND KOMPLIKATIONSMÖGLICHKEITEN
Eingriffe im Inneren Intimbereich verlaufen auf Grund der guten Durchblutung oftmals komplikationsfreier als andere Operationen. Trotzdem kann es in seltenen Fällen auch hier zu Komplikationen wie starken Blutungen, Schwellungen oder Reizungen kommen. Selten ist eine Infektion des behandelten Gewebes möglich, welche dann schnellstmöglich behandelt werden muss. Sehr selten kann es durch Verletzung oder Durchtrennung von Nervenbahnen zu Missempfindungsstörungen, auch dauerhaft, kommen.
KRITISCHES UND FAZIT
Die operative Wiederherstellung des Jungfernhäutchens ist auch innerhalb der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie stark umstritten. Kritiker werfen behandelnden Kliniken und Ärzten vor, mit ihrem OP-Angebot das bestehende System zu unterstützen, in dem einige muslimische junge Frauen aufwachsen. Auf der anderen Seite sehen sich Kliniken und Ärzte lediglich als neutraler Dienstleister, welche diesen für betroffene Frauen so wichtigen Eingriff gegen Geld durchführen. Eine Wertung über die Richtigkeit möchten sie somit nicht abgeben. Fest steht: Natürlich wäre es wünschenswert, dass ein Eingriff wie die Hymenrekonstruktion gar nicht erst nötig sein müsste. Eine plastisch-ästhetische Operation sollte ausschließlich dem persönlichen Wunsch von Patient oder Patientin geschuldet sein und keinen sozialen oder kulturellen Zwängen unterworfen sein. So lange dies aber nicht der Fall ist, ist die Hymenrekonstruktion für viele betroffene Frauen die einzige Möglichkeit, ihr Leben nach eigenem Wunsch weiterzuführen, ohne mit ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld zu brechen. Dies möchten Schönheitskliniken mit entsprechendem Angebot ermöglichen.