In der Öffentlichkeit hört man vergleichsweise selten über Menschen, die unzufrieden sind mit ihrem Kinn. Dabei steht es ebenso zentral wie die Nase mitten im Gesicht und hat somit auch einen entscheidenden Anteil am Gesamteindruck des menschlichen Äußeren. Dementsprechend kann eine disharmonische Kinnpartie das gesamte Gesicht optisch in Mitleidenschaft ziehen. Dies ist vor allem bei falschen Proportionen (zu kleines bzw. zu großes Kinn) der Fall. Auch ein „fliehendes“, das heißt ein Kinn, welches weiter zurücksteht als das übrige Gesicht, oder ein stark hervorstehendes Kinn können die Proportionen stören. Dieses Problem tritt bei Frauen wie Männern gleichermaßen auf, wobei Frauen deutlich häufiger unter der unförmigen Kinnpartie leiden. In allen Fällen ist operative Abhilfe durch die moderne Schönheitschirurgie möglich. Kinnkorrekturen oder Kinn-OPs können die Gesichtspartie entweder vergrößern oder verkleinern, so dass sie sich möglich harmonisch ins Gesamtbild einfügt.
Bei einer Kinnvergrößerung bzw. einem Kinnaufbau (Kinnaugmentation) wird die Kinnpartie vergrößert. Dies ist zum Beispiel durch spezielle Implantate möglich. So kann auch das berüchtigte „fliehende Kinn“ optisch verbessert werden. Eine Kinnverkleinerung wiederum kommt bei einem hervorstehenden- oder auch einem Doppelkinn in Frage. Der Chirurg hat verschiedene Möglichkeiten, die sich je nach Ausgangs- und Zielsituation unterscheiden. So ist zum Beispiel eine lokale Fettabsaugung.htm“>Fettabsaugung (Liposuktion) möglich; wenn dies nicht ausreicht, werden Teile des Kinnknochens abgetragen und neu geformt.
Die Kinnkorrektur gehört zu den Eingriffen, die in relativ kurzer Zeit durchgeführt werden können. Auch eine Vollnarkose ist in aller Regel nicht nötig, dementsprechend geringer fallen auch die möglichen Risiken und Komplikationen aus. Trotzdem sollte wie bei jeder Operation vorher sorgfältig abgewogen werden, ob dieser Schritt wirklich notwendig ist und ob die gewünschte Kinnform ausreicht, das Selbstbewusstsein zu verbessern.
Ärzte und Kliniken für eine Kinnkorrektur
WELCHER ARZT / WELCHE KLINIK PASST ZU MIR?
Die wichtigste Eigenschaft eines entsprechenden Arztes oder einer entsprechenden Klinik lautet Kompetenz. Idealer Weise wird der Eingriff von einem Experten durchgeführt, der sich auf diese Operationen spezialisiert hat. Ein solcher Experte nennt sich in Deutschland „Facharzt für Plastische Chirurgie“ oder „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“, beide Titel sind möglich. Alle anderen Bezeichnungen wie zum Beispiel „Ästhetischer Chirurg“ oder „Schönheitschirurg“ sind gesetzlich nicht geschützt, sie sagen daher über die Qualifikation eines Arztes in diesem Bereich gar nichts aus. Wer sicher gehen möchte, findet entsprechende Adressen von Ärzten und Kliniken beim Dachverband für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC). Alle hier registrierten Ärzte haben im Zuge ihrer Weiterbildung mindestens 600 Operationen durchgeführt, eine entsprechende Fachprüfung absolviert und verpflichten sich außerdem, an Fortbildungen teilzunehmen und somit immer auf dem neuesten medizinischen Stand zu sein.
Oft bieten auch Zahnärzte oder Kieferchirurgen mit entsprechender Zusatzausbildung eine Kinnkorrektur an. Dies macht Sinn, weil die Kinnpartie durch ihre Nähe zur Mund- und Kieferhöhle teilweise in den Aufgabenbereich eines Kieferchirurgen fallen kann. So ist es sogar möglich, dass bestimmte Fehler (hervorstehendes Kinn) durch Zahnfehlstellungen, zum Beispiel Überbiss, bedingt sind. Ein entsprechender Facharzt mit auch kieferchirurgischer Erfahrung kann besonders gut abschätzen, ob eine Kinn-OP wirklich notwendig ist oder ob alternativ bzw. zusätzlich eine andere Maßnahme erforderlich ist.
Neben der fachlichen Qualifikation sind es auch sogenannte Soft Skills wie Einfühlungsvermögen, die einen guten Arzt auszeichnen. Schließlich ist eine Kinnkorrektur wie jeder Eingriff der Ästhetischen Chirurgie eine Operation, die absolutes Vertrauen fordert. Das eigene Aussehen wird verändert, und auch ein gewisses medizinisches Risiko bleibt bestehen. Ein vertrauenswerter Arzt sollte Ihnen daher im ersten unverbindlichen Beratungsgespräch Frage und Antwort stehen. Den Operationsablauf sollte er so verständlich wie möglich schildern. Und auch Sorgen und Ängste sollten von ihm ernstgenommen werden. Ein ebenso wichtiger Bestandteil des Beratungsgesprächs ist auch die Bestimmung von Ausgangssituation (Kinnform, Gesicht) und Behandlungsziel. So erfährt der Patient bereits vorab, was ihn erwartet und was er erwarten kann. Schließlich ist jeder Mensch individuell, und das spätere Kinn sollte zum Aussehen passen. Unrealistische Vorstellungen wird ein verantwortungsbewusster Arzt nicht unterstützen. Besonders anschaulich läuft ein solches Gespräch übrigens mit Vorher Nachher Bildern ab. An Hand dokumentierter Bildern vergangener Operationen zeigt der Arzt die Möglichkeiten einer Kinnkorrektur anschaubar auf. Nach dem Beratungsgespräch bleibt jedem Patienten noch ein gesetzlich zugesicherte Mindestzeitraum von 14 Tagen, innerhalb dessen er sich für oder gegen den Eingriff entscheiden kann.
Ein letzter Faktor bei der Ärztewahl ist selbstverständlich auch das eigene Budget. Da eine Kinnkorrektur in aller Regel nicht von den Krankenkassen übernommen wird, spielt auch die Kostenfrage für viele Patientinnen und Patienten eine große Rolle. Der Gesamtpreis für eine Kinn-OP belaufen sich je nach Methode auf 1.000 bis 3.000 Euro in einer deutschen Klinik oder Arztpraxis. Ein Preisvergleich kann sinnvoll sein, dabei sollten bestimmte Grundkriterien (Qualität, fachliche Kompetenz, Erfahrung) jedoch immer zuerst berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere auch für Eingriffe im Ausland, die mit günstigen Preisen locken, aber allein durch die weiten Anfahrtswege risikobehafteter sind. Selbstverständlich gibt es auch hier kompetente Fachärzte, jedoch sollte die Auswahl besonders sorgfältig erfolgen. Bei mehreren Anreisen (zum Beispiel zum Beratungsgespräch) ist die Kostenersparnis zudem nicht immer gegeben.
VORBEREITUNG AUF DEN EINGRIFF
Rund ein bis zwei Wochen vor der geplanten Kinnkorrektur sollte der Patient auf alle Mittel verzichten, die den Operationsablauf stören könnten. Hierzu zählen insbesondere Alkohol und andere blutverdünnende Mittel / Medikamente (Aspirin, ASS-haltige Schmerzmittel). Selbstverständlich dürfen lebensnotwendige Medikamente wie Macumar nur in Absprache und unter Aufsicht mit dem Arzt abgesetzt werden. Ebenso ratsam ist es, auf Rauchen zu verzichten. Nikotin verengt die Gefäße und verschlechtert die Durchblutung, was sich negativ auf die spätere Wundheilung auswirken kann.
DIE KINNKORREKTUR: UNTERSCHIEDLICHE BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
Welche OP-Methode in Frage kommt, richtet sich nach der Ausgangssituation. Bei einem zu kleinen oder fliehenden Kinn wird ein Kinnaufbau vorgenommen, bei zu großem- oder Doppelkinn entsprechend eine Kinnverkleinerung. Alle Eingriffe werden unter Örtlicher Betäubung durchgeführt, was die Operation schonender für den gesamten Organismus macht. Auf Wunsch ist jedoch auch bei fast allen Ärzten eine Vollnarkose, verbunden mit zusätzlichen Kosten, möglich. In einigen Fällen ist von einem Kinnaufbau abzuraten: Dann, wenn dem vorstehenden Kinn keine Knochenmasse, sondern ein Überbiss zu Grunde liegt. In diesem Fall sollte zunächst eine kieferchirurgische Behandlung erfolgen.
-OPERATIVER KINNAUFBAU
Beim Kinnaufbau wird ein fliehendes, zurückliegendes oder zu kleines Kinn optisch „hervorgeholt“. Hierzu stehen wiederum verschiedene Methoden zur Verfügung, die sich auch nach dem individuellen Gesundheitsbild des Patienten richten (zum Beispiel Allergien gegen bestimmte Materialien, Neigung zu Narben etc.).
Die erste Behandlungsmöglichkeit umfasst das Einbringen von körpereigener oder künstlicher Masse in die Kinnpartie. Diese Masse wird vom Chirurg so platziert, dass sie die spätere gewünschte Kinnform ergibt. Hierdurch ist auch feinstes Arbeiten möglich. Zum Beispiel kann speziell die Kinnspitze aufgebaut werden, wenn die restliche Kinnpartie ausreichend ausgeprägt ist. Für diese Kinnkorrektur kommen verschiedene Aufbaustoffe in Frage. Zum Einen können körpereigene Knorpel- und Knochenstücke eingebracht werden. In der Regel werden diese dem Patienten zuvor im Beckenknochen entnommen. Diese Entnahme muss in einem vorbereitenden Schritt erfolgen, was die Behandlung ungleich aufwändiger macht. Doch besonders Menschen mit Allergien und solche, die keine künstlichen Materialien wünschen, profitieren von dieser OP-Variante. Weitaus häufiger werden feste Implantate zum Kinnaufbau verwendet. Ein gängiges Material ist zum Beispiel Silikon, wie es auch in anderen Operationen eingesetzt wird. Biologisch abbaubare Substanzen wie Sojaöl sind ebenfalls erhältlich, werden aber auf Grund schlechter Eigenschaften kaum eingesetzt. Das heute verwendete Silikon wird in Form kleiner Kissen eingesetzt, die praktisch auslaufsicher sind.
Beim Operativen Kinnaufbau setzt der behandelnde Chirurg zunächst einen Schnitt. Meist wird dieser zur Narbenvermeidung im Mundraum zwischen Zahnfleisch und Unterlippe gesetzt. Eine andere Schnitttechnik nutzt Einschnitte unterhalb des Kinns. Nach dem Einschnitt schafft der Arzt eine kleine Gewebetasche, in welche das gewählte Implantat dann eingesetzt wird. Es soll fest sitzen und schon nach kurzer Zeit mit dem umliegenden Gewebe verwachsen.
Eine andere, seltenere Variante des Kinnaufbaus besteht in der Spaltung des unteren Kieferknochens. Hierzu wird ebenfalls ein Schnitt gesetzt, anschließend Zugang zum Kieferknochen geschaffen. Dieser Knochen wird nun am unteren Bereich minimal gespalten und dann nach vorne gezogen, wobei der Knochen mit dem Muskel verbunden bleibt. Der versetzte Kieferknochen wird mit einem speziellen Metallsteg in seiner Position gehalten. Die entstandenen Schnitte werden anschließend vernäht, meist mit selbstauflösenden Fäden. Die Wunde wird mit einem Verband versorgt.
-KINNVERKLEINERUNG
Auch bei der Kinnverkleinerung können verschiedene Methoden angewandt werden. Eine relativ einfache Behandlung ist die Liposuktion, die sich auch zur Korrektur eines Doppelkinns eignet. Bei der Liposuktion oder Fettabsaugung wird überschüssiges Fettgewebe abgesaugt. Hierfür kommen wiederum verschiedene Techniken in Frage, wie zum Beispiel das vorige Unterspritzen des Kinngewebes mit einer sterilen Kochsalzlösung. Hierdurch schwemmen die Fettzellen regelrecht auf und sind dann besonders leicht abzusaugen. Bei der Liposuktion entstehen in der Regel nur minimale Narben bzw. Einstiche. Es kann jedoch auch vorkommen, dass zusätzlich schlaffe oder überschüssige Haut entfernt wird, in diesem Fall sind auch kleine Einschnitte möglich.
Wenn eine Liposuktion nicht ausreicht oder bereits vorab nicht erfolgsversprechend ist, kann der Arzt einen Teil des Kieferknochens abtragen. Hierzu wird ein kleiner Einschnitt (meist durch den Mundraum) geschaffen, anschließend die überschüssige Knochen- und Knorpelmasse entfernt. So kann der Chirurg Stück für Stück das Kinn abtragen und neu modellieren. Danach müssen die Schnitte wieder vernäht und das Kinn mit einem Verband versorgt werden.
NACHSORGE, KOMPLIKATIONEN, RISIKEN
Eine Kinnkorrektur wirkt sich durch die Nähe zum Mund-/Kieferbereich auch auf diesen aus. So ist die gesamte Mundpartie für mehrere Wochen sehr schmerz- und druckempfindlich. Für etwa 14 Tage sollte auf feste Nahrung verzichtet , stattdessen Suppen, Brei und Ähnliches verzehrt werden. Auch auf Erschütterungen jeglicher Art (Sport) muss in diesem Zeitraum verzichtet werden. Äußerlich ist die gesamte Kinnpartie zunächst geschwollen, mitunter auch gerötet. Deshalb ist es besonders wichtig, rund um die Uhr zu kühlen. Am Besten gelint dies mit Kühlakkus aus der Apotheke, die gleich zu mehreren im Haus vorhanden sein sollten. Nach etwa einer Woche klingen die Schwellungen langsam ab. Ebenso kann es zu Hämatomen kommen, also Blutergüssen. Diese sind in der Regel harmlos, können jedoch furchterregend aussehen. Wer wichtige Termine wahrnehmen muss, sollte diese am Besten bis auf einige Wochen nach dem Eingriff verschieben.
Die Nähe zum Kieferraum birgt noch eine weitere Gefahr: Keime und Bakterien aus dem Mund können leicht übersiedeln und sich dort vermehren. Um Infektionen zu vermeiden, sollte jetzt besonders auf die Mundhygiene geachtet werden. Der behandelnde Arzt gibt hierzu meist ein spezielles, antibakterielles Mundwasser mit.
Wenn der Arzt kompetent ist, alle hygienischen Richtlinien einhält und auch der Patient entsprechend mitarbeitet, können größere Komplikationen weitestgehend minimiert werden. Trotzdem birgt auch der vergleichsweise kleine Eingriff einer Kinnkorrektur spezifische Risiken. Zu den harmloseren Komplikationen zählen oben genannte Schwellungen, Rötungen und Blutergüsse. Auch leichte Schmerzen nach dem Eingriff sind als normal anzusehen.
Durch Reizung oder, in sehr seltenen Fällen, Durchtrennung von Nervensträngen kann es auch zu Mißempfindungen im Kinnbereich oder in der Unterlippe kommen. Möglich sind auch lokale Infektionen im Mundraum. Dauerhafte Schädigungen treten sehr selten auf. So können bei der Kinnkorrektur auch Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein weiteres Risiko liegt darin, dass die entstandenen Narben unverhältnismäßig wuchern. Im Zuge dessen können wuchernde oder wulstige Narben (Kelloide) entstehen, die vor allem ein optisches Ärgernis sind. Vor allem Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung sind gefährdet. Wie bei jedem Chirurgischen Eingriff besteht immer auch die Gefahr, dass das Behandlungsergebnis nicht zufriedenstellend ist. So können zum Beispiel eingebrachte Implantate verrutschen, oder das Kinn wirkt immer noch zu groß. In solchen Fällen ist jedoch meist eine Folge-OP möglich, in der das Ergebnis noch einmal verfeinert werden soll.