Hallux valgus, Hammer- und Krallenzehen, Sandalenlücke, Klumpfuß, Spreiz-Senk-Fuß, zu lange und zu kurze Zehen: Es gibt etliche Deformationen des Bewegungsapparats. Viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens mindestens eine davon. Einige sind harmlos und ein rein optisches Ärgernis, andere können schmerzen und dann einer Behandlung bedürfen. Während einige Probleme bereits im Kindesalter auftreten bzw. angeboren sind, sind andere eine Alterserscheinung oder auf falsche Belastung und schlechtes Schuhwerk zurückzuführen. Als Faustregel gilt: Sobald eine Fehlstellung von Zehen oder Fuß festgestellt wird, sollte ein guter Facharzt (Orthopäde) aufgesucht werden. Schließlich sind all diese Probleme nicht auf den Fuß beschränkt, sie können auch zu falschem Geh- und Bewegungsverhalten führen und somit den Rücken, die Gelenke, kurzum: den gesamten Körper in Mitleidenschaft ziehen.
Je nach Ausgangssituation kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Betracht. Sie unterscheiden sich in konservative, also nicht-operative, sowie chirurgische / operative Verfahren. Bei einigen Fehlstellungen wird der Arzt zunächst eine konservative Behandlung vorschlagen und erst bei Nichterfolg zu einer operativen Fußkorrektur raten. Dies liegt zum Einen im Aufwand, zum Anderen auch in den möglichen Risiken begründet, de eine jede Operation mit sich bringen kann. In einigen Fällen kann es jedoch sinnvoll sein, so schnell wie möglich chirurgisch einzugreifen. Dies ist zum Beispiel beim angeborenen Klumpfuß der Fall. Je früher er behandelt wird, desto größer die Aussichten auf Erfolg. Grundsätzlich gilt: Je früher das Behandlungsstadium, desto eher kann ein vollkommen natürlicher Zustand des Fußskeletts wieder hergestellt werden. In späteren Stadien einer Erkrankung geht es vor allem darum, Schlimmeres zu vermeiden und den Fuß in Funktion und Aussehen bestmöglich wieder herzustellen.
Der Bereich der Fußkorrekturen beinhaltet meist ästhetische und gesundheitliche Aspekte gleichermaßen. So ist nahezu jede schmerzhafte und behandlungsbedürftige Fehlstellung auch ästhetisch störend, während nicht jede unschöne Zehenfehlstellung zwangsweise auch operiert werden muss. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen zunächst alle medizinisch nötigen Behandlungen, so unter Anderem meist auch die Klumpfuß-OP bei Kindern. Wenn die chirurgische Fußkorrektur deutlich teurer als eine konservative Behandlung ist, muss der Patient in der Regel zuzahlen. Ansonsten entscheidet jeder Einzelfall aufs Neue: Vorab erkundigen lohnt sich; so bleibt genügend Zeit, um ein ausführliches medizinisches Gutachten vom behandelnden Arzt für einen bestimmten Eingriff erstellen zu lassen.
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EINE ECHTE „VOLKSKRANKHEIT“: DAS HALLUX VALGUS-SYNDROM
Der medizinische Fachbegriff Hallux Valgus bezeichnet eine Fehlstellung bzw. Deformation der vorderen Fußzehen (Ballenfuß mit Abweichung der Großzehe). Diese ist häufig „erworben“, das heißt durch jahrelang ungünstiges Laufverhalten sowie durch den natürlichen Alterungsprozess bedingt. Für dieses Symptom charakteristisch ist der hervorspringende Ballen an der Fußinnenseite. Ursache hierfür ist der vergrößerte Abstand zwischen erstem und zweiten Mittelfußknochen. Das Behandlungsziel in einer chirurgischen Korrektur richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Bei leichten bis mittleren Deformationen des Großzehs soll der gesamte Fuß vollständig und gelenkerhaltend wieder hergestellt werden. In fortgeschrittenem Stadium kann oft nicht mehr vollständig gelenkerhaltend gearbeitet werden. Doch auch hier gilt, soviel Fußsubstanz wie möglich erhalten zu können. Vorrangiges Behandlungsziel ist dann, die Belastungsverteilung des Fußes wieder bestmöglich herzustellen. Ähnlich behandelt wie der Hallux Valgus wird der Schneiderballen. Er bezeichnet dasselbe Problem am Kleinzeh, also an der Fußaußenkante. Besonders wichtig ist in jedem Falle die richtige Fußpflege.
– KONSERVATIVE MAßNAHMEN
Konservative Maßnahmen können das Hallux Valgus-Syndrom nicht vollständig beheben, wohl aber Nebenwirkungen auf den Bewegungsapparat minimieren helfen. Einige Experten empfehlen, nur in späten und kaum noch behandelbaren Stadien des Hallux Valgus auf konservative Methoden zurückzugreifen. Andere wiederum sagen, dass eine konservative Behandlung immer erster Schritt sein sollte und erst dann gegebenenfalls operiert wird. Im Einzelfall entscheidet der behandelnde Arzt. Neben individuell angepassten Einlagen und Schienen für die Zehen gehört auch Physiotherapie (Krankengymnastik) zum Konzept.
– CHIRURGISCHE ZEHENKORREKTUR
Die operative Korrektur des Hallux Valgus- Großzehs erfolgt unter Örtlicher Betäubung oder Vollnarkose. Modernste Operationsverfahren ermöglichen heute eine fast vollständige Erhaltung der Knochensubstanz. Ziel ist es, das gesamte Zehengrundgelenk wieder auszurichten sowie den ersten und zweiten Mittelfußkopf parallel zueinander einzustellen. Um Blutungen auszuschalten, wird zunächst eine Manschette um den Unterschenkel gelegt. Dieser verringert den Blutfuß im behandelten Fuß. Anschließend setzt der Chirurg feine und genaue Schnitte zwischen den Zehen. Gegebenenfalls wird Knochensubstanz herausgestrennt, mit welcher eine vollständige Korrektur der Zehenstellung nicht möglich wäre. Je nach Situation kann die Position mit Metallschrauben- oder Schienen fixiert werden. In der Regel wird eine Schiene angelegt, die auch nach der OP für einige Wochen bis Monate getragen werden muss. Das endgültige Behandlungsergebnis zeigt sich oft erst dann.
HAMMER- UND KRALLENZEH
Als Hammerzehen werden buckelhaft verformte Zehen (mit Ausnahme des Großzehs) genannt. Orthopädische Ursache hierfür ist ein Mißverhältnis zwischen Knochenlänge des Zehs und umliegendem Gewebe. In fortgeschrittenem Stadium, wenn der Hammerzeh verknöchert und nicht mehr mit der Hand in die Ausgangspostion gebracht werden kann, spricht man vom Krallenzeh. Betroffene leiden zunächst vor allem unter dem Aussehen ihrer Zehen. Werden diese nicht behandelt, kommt es später fast immer auch zu Schmerzen und Gelenkversteifungen. Eine frühe Behandlung ist daher gleich doppelt sinnvoll.
Weil dieser Zehendeformation ein Mißverhältnis zu Grunde liegt, ist eine konservative Therapie kaum erfolgsversprechend. Sie kann allenfalls Druckstellen und Schmerzen lindern. Gleichzeitig verschlimmert sich das eigentliche Problem durch die Wartezeit. Stattdessen kann eine kurze Operation Besserung verschaffen. Die Eingriffe können unter Örtlicher Betäubung erfolgen. Je nachdem, ob ein Hammerzeh oder ein bereits fixierter Krallenzeh vorliegt, unterscheiden sich die OP-Methoden. Bei noch weichen Zehen reicht eine sogenannte Weichteilchirurgie aus. In diesem Eingriff wird die Beugesehne des verkürzten Zehs auf den Fußrücken angebracht und verändert, bis das Verhältnis zwischen Sehne und Knochen wieder stimmt. Im fortgeschrittenem Stadium muss auch der Fußknochen mit korrigiert werden. In diesem Fall wird ein Stück des oberen, gelenktragenden Zehenknochens herausgetrennt. Der angepasste und verkürzte Zehenknochen kann jetzt wieder ganz normal aufliegen. Eine ähnliche Methode der Zehenverkürzung ist im Übrigen auch bei überlangen Zehen möglich. Dieser Eingriff wird häufig als reine Schönheitsoperation bezeichnet.
KLUMPFUß- BEHANDLUNG UND OPERATION
Als Klumpfuß bezeichnet man eine häufig angeborene Fußfehlstellung. Diese kann verschiedene Ausmaße annehmen. In jedem Fall erschwert ein Klumpfuß dem betroffenen Kind das Gehen oder macht es gänzlich unmöglich. Eine Behandlung sollte deshalb so schnell wie möglich erfolgen.
-KONSERVATIVE BEHANDLUNG
In Deutschland werden vor allem zwei konservative Klumpfußbehandlungen durchgeführt, die Behandlung nach Ponseti und die sehr moderne Behandlung nach Zukunft-Huber. Bei der Ponseti-Methode wird zunächst ein sogenannter Klumpfußgips angelegt. Dieser befindet sich jedoch nicht am Fuß selber, sondern am Oberschenkel, wo die Fußfehlstellung am einfachsten korrigierbar ist. Bei dieser sogenannten manuellen Redression kann der Fuß Schritt für Schritt wieder in eine gesunde Ausgangsposition gebracht werden. Je nach Schweregrad der Deformation mehrere Gipse nacheinander angelegt. Wenn die gewünschte Fußposition erreicht ist, wird nochmals für mehrere Monate eine fixierende Schiene angelegt. Die Behandlung nach Zukunft-Huber kommt vollkommen ohne Klumpfußgips aus und wird daher als besonders schonend für das Kind bezeichnet. Hierbei erfolgt die Veränderung durch spezielle, manipulierende Fuß- und Beinbinden. Allerdings ist diese Methode nur in leichten bis mittleren Deformationen erfolgsversprechend. Darüber hinaus gibt es spezielle Schienen, den Anti-Varus-Schuh und andere manuelle Maßnahmen zur Behandlung des Klumpfuß.
-OPERATIVE BEHANDLUNG
Erfolgsversprechend ist eine Operative Korrektur des Klumpfuß im Alter von drei Monaten. Viele Eltern scheuen davor zurück und möchten ihr Kind vor einem solchen frühen Eingriff bewahren. Er stellt jedoch nach wie vor die sicherste und zugleich schnellste Möglichkeit für eine dauerhafte Korrektur dar. Die Operation erfolgt in der Regel unter einer Vollnarkose, die speziell auf das Kind ausgerichtet ist. Während des Eingriffs kommt es zu einer Verlängerung der Achillessehne, die fast immer ausschlaggebend für den Klumpfuß ist. Darüber hinaus werden je nach Situation weitere Korrekturen vorgenommen.
ANDERE FUSSKORREKTUREN: DIE RICHTIGE DIAGNOSE IST ENTSCHEIDEND
Andere Deformationen und Fehlstellungen an Fuß und Zeh umfassen unter Anderem Hallux Rigidus, die Großzehengrundgelenksarthrose, Druckstellen an der Fußsohle, nervenbedingte Schmerzen in den Zehen und auch komplexere Fehlstellungen, die mit Rheuma einhergehen. In allen diesen Fällen ist ein sehr guter Fußchirurg und/ oder Orthopäde zu Rate zu ziehen, wie auch bei allen anderen Problemen an Fuß und Zehen. Häufig liegen dem Problem ganz andersartige Probleme zu Grunde; so können vermeintliche Druckstellen am Fuß beispielsweise durch zu lange Mittelfußknochen hervorgerufen werden. Die Differenzialdiagnose ist in allen Bereichen entscheidend, denn nur so kann die wahre Ursache des Symptoms behandelt werden. Zusätzliche Erkrankungen wie Rheuma und Arthrose, Gelenk- oder Nervenentzündungen erschweren die Diagnose zusätzlich.
Wenn ein operativer Eingriff erfolgen soll, muss dieser nicht unbedingt beim behandelnden Arzt durchgeführt werden. In der Regel kennt dieser aber Adressen von empfehlenswerten Fußchirurgen, die sich ganz auf diesen Chirurgie-Bereich spezialisiert haben. Eine kombinierte Qualifikation von Orthopädie und fachlicher chirurgischer Ausbildung („Facharzt für Plastische-Chirurgie„, „Facharzt für Chirurgie“) ist besonders empfehlenswert. Schließlich hat eine Fußkorrektur immer auch Einfluss auf den gesamten Bewegungsapparat.
ANMERKUNGEN ZUR OPERATION: VORSORGE, NACHSORGE, RISIKEN
Wie bei jeder Operation sollte auch vor einer Fußkorrektur für mindestens einige Tage auf Alkohol und Nikotin verzichtet werden. Auch bestimmte blutverdünnende Medikamente (Aspirin, Macumar) sollten in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Die Nachsorge nimmt gerade bei Fußkorrekturen einen Großteil der eigentlichen Behandlungszeit ein. Die behandelten Sehnen, Fußknochen und – Gewebeteile werden für mindestens einige Wochen, häufig länger speziell geschient und somit in ihrer neuen Position fixiert. Die jeweiligen Risiken und Komplikationen richten sich natürlich maßgeblich nach der jeweiligen Operationsmethode und Ausgangssituation. Je komplizierter und fortgeschrittener die Fehlstellung (beispielsweise eine komplexe Hallux valgus), desto größer das Komplikationsrisiko.
Eine Fußkorrektur geht fast immer mit Schwellungen und Schmerzen einher. Dies ist zunächst eine ganz normale Körperreaktion, schließlich hat sich der Fuß / Zeh sehr lange Zeit in einer anderen, ungesunden Stellung befunden. Die Umstellung auf eine neue Ausrichtung kostet Zeit, Geduld und Nerven. Gefährlichere Komplikationen sind oft auf unsauberes, unqualifiziertes Arbeiten während der OP zurückzuführen. Gerade im sensiblen Fußbereich, den etliche Sehnen und Nervenbahnen durchziehen, können kleinste Fehlgriffe verheerend sein. In seltenen Fällen kommt es daher auch zu andauernden Mißempfindungen durch beschädigte oder durchtrennte Nerven. Außerdem können je nach Eingriff Verletzungen von Gelenkkapseln oder Verkürzung der Sehnen auftreten.