Die Osteotomie ist kein eigenständiger operativer Eingriff, sondern bezeichnet ein Verfahren innerhalb der Chirurgie. Der Fachbegriff leitet sich aus dem Griechischen ab, wo er soviel wie „Knochenschnitt“ bedeutet. Gemeint ist hiermit ein operatives Verfahren, bei welchem Knochen gezielt getrennt und anschließend neu zusammen gefügt werden. Behandlungsziel ist dabei ganz allgemein die Korrektur von Fehlstellungen, welche sowohl angeboren als auch erworben (beispielsweise durch einen Unfall) sein können.
Das Osteotomie Verfahren kann in den verschiedensten medizinischen Fachbereichen zur Anwendung kommen. Typische Beispiele sind zum Beispiel die Knieosteotomie, die Hüftosteotomie (je nach Behandlungsziel auch Umstellungsosteotomie genannt) oder die Korrektur von Zahn – und Kieferfehlstellungen. In vielen Fällen ist hiermit also ein gesundheitlicher Nutzen verbunden, weshalb der Eingriff dann von den Krankenkassen übernommen wird. Mögliche Gründe für dieses Verfahren umfassen dauerhafte Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die Besserung chronischer Beschwerden sowie auch eine optische Verbesserung. Auch die Wiederherstellung beispielsweise nach einem Unfall kann hierzu zählen. Darüber hinaus kann eine rechtzeitige Osteotomie Arthrose und weitere Folgeschäden verhindern helfen. In einigen Fällen ist eine Osteotomie dringend notwendig, in anderen kann sie auf Patientenwunsch durchgeführt werden.
Neben zahlreichen medizinischen Indikationen gibt es jedoch auch Eingriffe, bei denen die Osteotomie vorrangig ästhetische Gründe hat. Ein Beispiel hierfür ist die Gummy Smile Korrektur. Ein Gummy Smile (siehe auch unser Artikel hierzu) bezeichnet umgangssprachlich eine Zahnfleischfläche, welche insbesondere beim Lächeln deutlich vergrößert erscheint. Ursachen hierfür gibt es ganz verschiedene, und nur in einigen Fällen ist eine Osteotomie das richtige Verfahren zur Behebung. Ob diese Operation von den Krankenkassen übernommen wird oder nicht, muss von Fall zu Fall geklärt werden.
WO FINDE ICH EINEN ARZT FÜR DIE OSTEOTOMIE?
Ganz allgemein zählt die Osteotomie zu den gängigen Verfahren der Chirurgie. Innerhalb dieses Bereichs gibt es Spezialisierungen wie die Unfallchirurgie, Kniechirurgie, Hüftchirurgie, Fuß – und Sprunggelenkschirurgie und weitere, in welchen ein Facharzt ausgebildet sein kann. Und auch in der Zahn – und Kieferchirurgie kommt dieses Verfahren zum Einsatz. Ein passender Arzt kann auf verschiedenen Wegen gefunden werden. Handelt es sich um einen medizinisch notwendigen oder sinnvollen Eingriff, so wird meist eine Überweisung durch den behandelnden Hausarzt ausgestellt. PatientInnen beispielsweise ohne Hausarzt können sich nach Terminabsprache oftmals auch selbst in den Ambulanzen der jeweiligen Kliniken bzw. in der Arztpraxis vorstellen.
Handelt es sich um einen Eingriff auf eigenen Wunsch, beispielsweise im Rahmen einer Gummy Smile Korrektur, so wird dieser oftmals selbst bezahlt. Eine Ausnahme stellen Operationen dar, welche zusätzlich auch als medizinisch sinnvoll anerkannt werden. Passende Zahnkliniken, welche unter Anderem kieferchirurgische Eingriffe anbieten, finden Sie zum Beispiel in unserem Klinikfinder.
OSTEOTOMIE: VERSCHIEDENE EINGRIFFE IM ÜBERBLICK
Weil die verschiedenen Möglichkeiten im Bereich der Osteotomie zahlreich sind, können hier nur einige genannt werden. Ob der Eingriff unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose stattfindet, ist dabei von Fall zu Fall verschieden. Dasselbe gilt für den Aufenthalt (ambulant oder stationär), für die Kostenübernahme, mögliche Risiken, Vor – und Nachsorge und für viele weitere Aspekte.
TIBIAKOPF-OSTEOTOMIE: Dieses Verfahren kommt zur Behebung angeborener Fehlstellungen der Beine zum Einsatz. Für die sogenannten O-Beine beispielsweise liegen Knie und Unterschenkel in ungünstigem Winkel zueinander. Im Rahmen einer chirurgischen Operation wird der Unterschenkel unmittelbar unterhalb des Kniegelenks durchtrennt. Anschließend wird Knochensubstanz entnommen, deren Größe und Winkel zuvor genau bestimmt wurde. Die neue Position wird mit Metallimplantaten fixiert.
HÜFT-OSTEOTOMIE: Auch hierbei handelt es sich um eine Fehlstellung, in diesem Fall zwischen Hüftpfanne und Oberschenkel. Während eines operativen Eingriffs (Fachausdruck Derotations-Varisationsosteotomie) werden beide Knochen voneinander getrennt, wobei ebenfalls Knochensubstanz in Keilform entfernt wird. Abschließend muss die neue Position mit Metallimplantaten fixiert werden.
FUß-OSTEOTOMIE: Ein Hallux Valgus, also der Schiefstand der großen Fußzehe, stellt ein sowohl orthopädisches als auch oftmals ästhetisches Problem für die Betroffenen dar. Operativ beheben lässt sich dieser Schiefstand neben konservativen Maßnahmen durch eine Neupositionierung des Mittelfußknochens, welche mit speziellen Metallimplantaten fixiert werden muss.
VERLÄNGERUNGSOSTEOTOMIE: In einigen asiatischen Ländern ist dieses Verfahren noch heute eine gängige Methode zur Vergrößerung der Beinknochen. Besonders unter Frauen gilt eine stattliche Körpergröße als Schönheitsideal, welches mitunter auch operativ erreicht werden soll. In Deutschland wird die Verlängerungsosteotomie jedoch in erster Linie aus medizinischen Gründen durchgeführt. Hierbei sollen deutliche Unterschiede der Beinlänge operativ ausgeglichen werden. Möglich wird dies durch eine Spaltung des Ober – oder Unterschenkelknochens, welcher dann mit Spezialimplantaten versehen wird. Diese Implantate werden von außen an den Knochen gesetzt, wo sie für eine kontinuierliche Dehnung sorgen. Die Verlängerungsosteotomie ist ein relativ aufwändiges Verfahren. Das gewünschte Ergebnis wird dann mit Hilfe einer Metallplatte fixiert.
– KIEFEROSTEOTOMIE: Auch in der Zahn – und Kieferchirurgie kommt die Osteotomie zum Einsatz. Ganz grundsätzlich zählt man auch Eingriffe wie beispielsweise das Entnehmen der Weisheitszähne zu diesem Verfahren, weil hierbei ebenfalls der Zahn – vom angrenzenden Kieferknochen getrennt wird. Um eine Fehlstellung der Kieferpartie zu beheben, werden Ober- und Unterkiefer voneinander getrennt und in einer gewünschten Stellung neu positioniert. Hierdurch können sowohl gesundheitliche als auch ästhetische Beeinträchtigungen wie das Gummy Smile verbessert werden. Neben der Neupositionierung kann außerdem Knochenmaterial entfernt werden.