Die menschliche Hand ist ein kleines Wunderwerk der Natur: Mit Hilfe unserer Hände können wir fühlen und tasten – einer jener fünf Sinne, mit welchen wir die Welt um uns herum erkunden. Verantwortlich hierfür sind nahezu unzählbare Nervenfasern, welche die Information beispielsweise über die Beschaffenheit einer Oberfläche aufnehmen und weiterleiten. Eine weitere Fähigkeit der Hand ist ihre sogenannte Motorik, also das Zusammenspiel aus Bewegungen. Erst durch diese Eigenschaft ist es uns möglich, so feine Tätigkeiten wie Malen oder Zeichnen, Handwerken oder den täglichen Umgang mit dem Essbesteck auszuführen. Nicht zu vergessen ist außerdem die Kraft unserer Hände: Mit deren Hilfe können wir schwere Gegenstände heben oder über einen gewissen Zeitraum tragen. Neben den hier vorgestellten Eigenschaften kommt den Händen noch eine weitere, wichtige Bedeutung zu: Der Handschlag ist in vielen Kulturen Ausdruck höflicher Umgangsformen; und für nicht wenige Menschen zählen gepflegte Hände einfach dazu. Umfragen zu Folge achten viele Frauen und Männer beim Kennenlernen sogar zuerst auf diese Körperpartie. Insofern kommt den Händen auch ein wichtiger ästhetischer Stellenwert zu.
Die Handchirurgie schließlich bietet verschiedenste Möglichkeiten, um Funktion und Aussehen der Hände optimal zu verändern. Gründe und Indikationen hierfür sind enorm vielfältig. So gibt es verschiedene genetische Faktoren, welche für die Fehlbildungen einzelner Gliedmaßen auch an der Hand verantwortlich sein können. Hierzu zählen zum Beispiel fehlende oder zusätzlich ausgebildete Finger. Dies ist für Betroffene in erster Linie ein funktionales Problem, weil beispielsweise der Daumen zum Greifen von Gegenständen fehlt. Gleichzeitig ziehen Handfehlbildungen nicht selten auch eine soziale Ausgrenzung, oftmals begleitet von psychischen Leiden nach sich. Eine weitere mögliche Indikation für handchirurgische Eingriffe sind Unfälle, zum Beispiel bei der Arbeit mit gefährlichem Werkzeug. Daneben können unter Anderem Sportunfälle, Verbrennungen, Schnitt- oder Quetschverletzungen die Hand derart schädigen, dass ein rekonstruktiver (wiederherstellender) Eingriff durchgeführt werden muss. Und schließlich können auch Erkrankungen oder Infektionen beispielsweise der Nervenzellen im Bereich der Hand eine Operation nötig machen.
EINGRIFFE AN DER HAND: TIPPS ZUR ARZTWAHL
Operationen an der Hand erfordern ganz besondere fachliche Fähigkeiten. Denn neben einer verbesserten Ästhetik spielt hier nahezu immer auch die Funktion eine wichtige Rolle. Schon kleinste OP-Schritte können über Erfolg oder Misserfolg der Behandlung entscheiden. Aus diesem Grunde ist es hier umso wichtiger, einen kompetenten und seriösen Facharzt auszuwählen.
Je erfahrener und auch routinierter ein Facharzt ist, umso eher kann eine optimale OP gewährleistet werden. Der beste Ansprechpartner ist somit ein Arzt, welches sich ganz oder zumindest teilweise auf den Bereich der Handchirurgie spezialisiert hat. Einige Fachärzte führen dabei ausschließlich ausgewählte Eingriffe in diesem Bereich durch, andere bieten ein breites Spektrum verschiedenster chirurgischer Behandlungen an. Wichtig ist eine entsprechende Spezialisierung als Facharzt. Je nach Ausbildung und Schwerpunktlegung kann der entsprechende Titel beispielsweise „Facharzt für Plastische Chirurgie“, „Facharzt für Wiederherstellende (auch: Rekonstruktive, Anmerkung d. R.) Chirurgie“ oder „Facharzt für Handchirurgie“ lauten. Neben der fachlichen Qualifikation sowie Erfahrung sind selbstverständlich auch menschliche Eigenschaften entscheidend. Hier gibt es keine pauschalen Kriterien – wichtig ist, dass Sie als Patientin oder Patient sich rundum gut aufgehoben fühlen. Hierzu zählt beispielsweise nicht allein die Sympathie, sondern auch der Umgang mit kritischen Fragen, Ängsten und Zweifeln. Bei einem Facharzt, der neben Erfahrung und Kompetenz auch noch das nötige Einfühlungsvermögen mitbringt, sind Sie an der richtigen Adresse. In einem unverbindlichen Beratungsgespräch sollten dabei alle Behandlungsmöglichkeiten einschließlich etwaiger Risiken erläutert werden. Eine gute Recherchequelle bieten Fachverbände wie die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (http://www.dg-h.de) oder die Deutsche Interessengemeinschaft für Ambulante Handchirurgie DIAH e.V. (http://www.handchirurgie-diah.de). Auf den zugehörigen Webseiten finden PatientInnen und Interessenten zum Beispiel eine Suchfunktion für passende Fachärzte in Wohnortnähe.
RUND UM DEN EINGRIFF: BEISPIELE FÜR DIE HANDCHIRURGIE
Die Möglichkeiten der Handchirurgie sind so vielfältig, dass hier in erster Linie allgemeine Informationen zu den jeweiligen Methoden vorgestellt werden können. Wie der Eingriff im Einzelnen ausfällt, lässt sich pauschal kaum beantworten. Es gibt Operationen, die ambulant durchgeführt werden, ebenso wie komplizierte Eingriffe unter Vollnarkose (Allgemeinanästhesie). Und neben operativen können auch konservative Behandlungen im Bereich der Handchirurgie vielversprechend sein. Die Vorbereitung auf den Eingriff verläuft ähnlich wie bei anderen chirurgischen Operationen: Auf Alkohol sollte hier vorab ebenso verzichtet werden wie auf Blut verdünnende Medikamente, beispielsweise ASS-haltige Schmerzmittel. Spezifische Verhaltensmaßnahmen für die Zeit vor wie auch nach dem Eingriff gibt der behandelnde Arzt aus.
Die jeweiligen OP-Methoden richten sich nach der Ausgangssituation sowie nach dem gewünschten Behandlungsergebnis. Ziel jedes handchirurgischen Eingriffs ist es, die Funktionen der Hand bestmöglich herzustellen bzw. nach einem Unfall wiederherzustellen, also zu rekonstruieren. Dabei werden oftmals auch ästhetische Aspekte mit einbezogen. Ein Beispiel ist die Daumenrekonstruktion, bei welcher ein nicht vorhandener oder nur mangelhaft ausgeprägter Daumen (meist genetisch bedingt) operativ nachgebildet wird. Allein hier kommen verschiedenste Methoden in Frage, je nach Ausgangssituation: Ist bereits ein Ansatz für den Daumen vorhanden, kann die Einkerbung zwischen Daumen und Zeigefinger vertieft werden. Dieser Eingriff ist deutlich weniger aufwändig als andere Verfahren, er kann oftmals durch eine sogenannte Hautlappenplastik durchgeführt werden. Bei fehlendem Daumen muss dieser komplett rekonstruiert werden. Dies ist möglich durch Einbringen von Knochenmaterial, welches dann zuvor aus anderen Körperpartien entnommen werden muss. Eine weitere Methode besteht im gezielten Durchtrennen der jeweiligen Fingerknochen, welche in Folge dessen zum Wachsen angeregt werden. Hierdurch kann das fehlende Knochenmaterial vom Körper selbst wiederhergestellt werden. Zur Stabilisierung des OP-Ergebnis ist oftmals eine Fixierung beispielsweise durch Schrauben nötig.