Rote, volle Lippen stehen seit jeher für Sinnlichkeit und Erotik. Von Hollywood-Klassikern über deutsche Schlager bis hin zum geflügelten Wort „Kussmund“ wird immer wieder deutlich, welcher Stellenwert den Lippen (einer Frau) eingeräumt wird. Doch nur wenige Menschen sind mit ihrer Lippenform- und Größe zufrieden, viele von Natur aus eher mit schmalen Lippen bedacht. Hier kann operativ nachgeholfen werden – mit der Lippenkorrektur. Sie eignet sich aber auch für die harmonische Angleichung von Ober- und Unterlippe, wenn eine der beiden deutlich voller ist als andere. Eines jedenfalls ist klar: Die Beschaffenheit der Lippen ist wie kaum eine Körperpartie nahezu unveränderlich, ist weder durch Cremes oder Übungen noch durch die Ernährung steuerbar. Wer mit seiner natürlichen Lippenform unzufrieden ist, hat deshalb ausschließlich die Möglichkeit einer Lippenkorrektur.
Der Wunsch nach vollen Lippen ist jedoch nicht neu, weshalb die Lippenkorrektur oder Lippenvergrößerung heute zu den Standardeingriffen Plastischer Chirurgie gehört. Heute stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die je nach Ausgangssituation und Behandlungsziel gewählt werden. Natürliche, künstliche oder semi-natürliche Materialien werden in die Lippen gespritzt und polstern diese auf. Bei vielen Materialien muss dieser Eingriff nach einiger Zeit wiederholt werden. Es gibt jedoch auch andere operative Verfahren, die dauerhaften Erfolg versprechen. Bei einer solchen Gewebeunterfütterung werden Haut- und Gewebeteile der Lippe entnommen und an anderer Stelle wieder eingesetzt, so dass sich ein harmonisches Gesamtbild ergibt. Ein solcher Eingriff ist deutlich aufwändiger und kostenintesiver als eine Lippenunterspritzung. Hiermit ist es jedoch auch möglich, extreme Mängel wie eine Lippenspalte oder durch Geschwulst kaum mehr vorhandene Lippen zu korrigieren.
Es gibt noch weitere Feinheiten, die je nach Bedarf während einer Lippenkorrektur vom Arzt vorgenommen werden können. So ist nicht nur das Volumen, sondern auch die Kontur der Lippen ausschlaggebend für den Gesamteindruck. Ein erfahrener Chirurg kann durch eine Unterspritzung zum Beispiel auch die Partie zwischen Mund und Nase leicht betonen, wodurch die Lippenkonturen indirekt, also „von außen“, betont werden. Über die Kosten und Möglichkeiten wird Sie der behandelnde Chirurg im Einzelnen aufklären.
WELCHER ARZT, WELCHE PRAXIS ODER KLINIK PASSEN ZU MIR?
Die Lippenkorrektur stellt einen medizinischen Eingriff dar, der nur von entsprechend qualifizierten Ärzten ausgeführt werden sollte. Viele Bezeichnungen wie „Schönheitschirurg“ oder „Kosmetischer Chirurg“ sind irreführend, da sie selbstgegeben sind und somit von jedem Mediziner geführt werden können. Rückschlüsse auf die Ausbildung und Eignung lassen sich hierdurch jedoch nicht schließen. 100%ige Sicherheit bieten deshalb ausschließlich Ärzte mit den in Deutschland geschützten Titeln „Facharzt für Plastische Chirurgie“ oder „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“. Beide Bezeichnungen sind gültig. Der Dachverband DGPRÄC (Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie) kennt Adressen entsprechender Fachärzte, auch eine Postleitzahlensuche ist möglich. Alle hier gelisteten Ärzte haben in ihrer Spezialisierungsphase mindestens 600 Eingriffe selbständig unter fachkundiger Leitung durchgeführt und verplfichten sich außerdem zu regelmäßiger Weiterbildung.
Ist eine Arztpraxis bzw. eine Klinik gefunden, wird ein Termin für ein unverbindliches Beratungsgespräch vereinbart. In einem solchen Gespräch erläutert der behandelnde Arzt den geplanten Eingriff und klärt die Patientin über alle wichtigen Einzelheiten auf. Auch die Risiken einer Lippenvergrößerung müssen angesprochen werden. Ganz besonders wichtig: Ein seriöser Arzt wird niemals unhaltbare Versprechungen machen. Negativbeispiele wie die sogenannten „Schlauchbootlippen“ haben gezeigt, wie eine übertriebene Vorstellung Realität werden kann. Deshalb ist es umso entscheidender, die Patientin über seine Möglichkeiten, aber auch über die Grenzen einer Lippenkorrektur aufzuklären. Das Gesamtergebnis muss immer ästhetisch bleiben und zum Gesicht passen. Dies wird besonders anschaulich durch dokumentierte Eingriffe mit Vorher-/Nachher-Bildern.
Neben der fachlichen Eignung und idealer Weise ausreichend Erfahrung im Bereich der Lippenkorrektur sollte ein kompetenter Arzt auch genügend Einfühlungsvermögen mitbringen. Nur wenn Sie als Patientin sich ernstgenommen fühlen und dem Arzt absolut vertrauen können, macht ein Eingriff Sinn. Wenn alle Fragen und Zweifel geklärt sind, haben Sie in Deutschland noch eine gesetzlich gesicherte Bedenkzeit von mindestens 14 Tagen. So lang muss der Abstand zwischen Eingriff und Aufklärungsgespräch mindestens sein.
Niedrigere Kosten und unkompliziertes Vorgehen ohne Wartezeiten lässt auch Kliniken im Ausland immer beliebter werden. Vor allem Tschechien, Polen und Ungarn stehen auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Wer sich für einen Eingriff hier entscheidet, sollte sich jedoch noch genauer über etwaige Risiken und Zusatzkosten informieren. Grundsätzlich sind günstigere OP-Kosten nicht gleichzusetzen mit schlechter Qualität. Allein die niedrigen Lebensunterhaltungskosten, Praxismiete und Löhne für Angestellte sind ein Mitgrund dafür, dass Eingriffe im Ausland einfach günstiger sein können. Oft sind die entsprechenden Ärzte sogar an renommierten Medizin-Fakultäten ausgebildet, verfügen über technische Geräte auf dem neuesten Stand und sprechen gut Deutsch. Auch die hygienischen Bedingungen sind in den allermeisten Kliniken hervorragend. In diesem Fall steht einem Eingriff nichts im Wege, sofern die Gesamtkosten mit An-und Abreise, eventueller Nachkontrolle und Unterkunft nicht doch höher sind als erwartet. Hinzu kommt, dass auf Grund langer Anfahrtswege oft kein unverbindliches Beratungsgespräch vorab möglich ist – dieses kann aber einen wichtigen Gesamteindruck von Klinik und Arzt vermitteln, welcher über Telefon, Internet oder Werbebroschüren kaum möglich ist. Ein Restrisiko bei Eingriffen im Ausland ist außerdem, dass es hier oft andere Ausbildungsstandards gibt als in Deutschland und bei etwaigen Kunstfehlern kein Schadensersatz oder gar eine Haftung zu erwarten ist. Wer all diese Risikofaktoren mit einplant und genau abwägt, der kann selbstverständlich auch hier sehr gute Ergebnisse mit einer Lippenkorrektur erzielen.
VORSORGE
Bei einer Lippenkorrektur sollten unabhängig der gewählten Methode einige Dinge beachtet werden, um unnötige Komplikationen während des Eingriffs zu vermeiden. Hierzu zählt vor allem der Verzicht auf Alkohol und blutverdünnende Medikamente. Solche Medikamente umfassen unter Anderem Aspirin und andere ASS-haltige Schmerzmittel, aber auch lebensnotwendige Mittel wie Macumar. Letztere sollten selbstverständlich nur nach ausdrücklicher Absprache mit dem Arzt hin abgesetzt werden. Generell ist ein Verzicht von etwa 1- 2 Wochen empfehlenswert. Auch der Verzicht auf Rauchen kann sinnvoll sein: Nikotin verschlechtert die Durchblutung und verengt die Gefäße, was sich insgesamt negativ auf Wundheilung und Behandlungsergebnis auswirken kann.
DIE LIPPENKORREKTUR: METHODEN IM DETAIL
Grundsätzlich stehen zwei verschiedene Methoden zur Wahl: Eine operative Gewebeunterfütterung und das Unterspritzen mit verschiedenen Substanzen. Erstere kann dauerhafte Ergebnisse bringen, ist jedoch deutlich aufwändiger und kostenintensiver; die Unterspritzung ist entsprechend günstiger und meist risikoärmer, muss jedoch gegebenenfalls wiederholt werden.
-GEWEBEUNTERFÜTTERUNG
Die Gewebeunterfütterung dauert mindestens eine Stunde und werden unter Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) durchgeführt. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Varianten. Bei der Lederhautverpflanzung werden zur Neuformung der Lippen Haut- und Gewebeteile aus anderen Körperpartien, zum Beispiel Bauch oder Po, entnommen. Insofern kann dieser Eingriff auch mit anderen schönheitschirurgischen Verfahren kombiniert werden. Das entnommene Gewebestück wird entsprechend aufbereitet und anschließend an den Mundwinkeln eingesetzt, wo es die Lippenform je nach Wunsch vergrößert oder komplett neu modelliert. Hierfür stehen dem Arzt unterschiedliche Schnitttechniken zur Verfügung. Zum Schluss werden die Schnitte vernäht. Bei der Gewebeverschiebung wird lediglich am Mund selbst durchgeführt. Hierfür werden in unterschiedlichen Schnitttechniken Teile des Mundinneren nach außen versetzt, wo sie ebenfalls zur Rekonstruktion der Lippen dienen. Anschließend werden die Schnitte vernäht.
-UNTERSPRITZUNG
Die Lippenvergrößerung mittels Unterspritzung dauert nur wenige Minuten und wird daher unter lokaler Betäubung durchgeführt. Ziel ist es, das Lippenvolumen durch verschiedene Füllstoffe aufzupolstern. Hierbei muss unterschieden werden zwischen natürlichen Stoffen, die der Körber schnell absorbiert und die dementsprechend nach einigen Wochen bis Monaten wieder an Fülle verlieren, und dauerhaften, künstlichen Substanzen, die wiederum ein größeres Allergierisiko bergen. Die gewählten Substanzen werden direkt in die Lippenpartie eingespritzt. Hierbei muss der Arzt darauf achten, die Füllflüssigkeit gleichmäßig zu verteilen, um ein harmonisches Gesamtergebnis zu erhalten.
-NATÜRLICHE SUBSTANZEN
Zu den natürlichen Substanzen zählen all jene, die im menschlichen Körper vorkommen. Diese können tierisch oder bakteriell gewonnen , aber auch dem Patientin direkt entnommen werden (Eigenfett). Die Eigenfettbehandlung ist recht aufwändig, da in einem vorbereitenden Eingriff an anderer Stelle (zum Beispiel Po, Bauch, Hüfte) Fettzellen entnommen werden müssen. Dies kann ideal mit einer ohnehin geplanten Fettabsaugung.htm“>Liposuktion kombiniert werden. Anschließend wird das Fettgewebe für die Injektion aufbereitet. Eigenfett ist nahezu frei von Risiken und Allergien, baut sich allerdings auch besonders schnell ab.
In den Anfangsjahren der Lippenkorrektur war Kollagen der bekannteste Füllstoff. Dieser wird meist aus Rinderhaut gewonnen und birgt dementsprechend ein gewisses Allergierisiko. Kollagen kommt ganz natürlich auch im menschlichen Bindegewebe vor, es handelt sich hierbei um die stützenden Fasern.
Am häufigsten wird heute Hyaluronsäure oder Hyaluronan zur Unterspritzung verwendet. Früher wurden zur Gewinnung Hahnenkämme benötigt, heute kann die Substanz biotechnisch hergestellt werden. Hyaluronan hat besonders gut stützende Eigenschaften und baut sich deutlich langsamer ab als andere natürliche Substanzen. Es kommt ebenfalls auch im menschlichen Bindegewebe vor.
Hyaluronsäure eignet sich als Füllmaterial am besten. Bis zu neun Monaten hält das Ergebnis an. Die Füllung lässt sich problemlos wiederholen. Es ist ein sehr unkomplizierter Eingriff, der unter Betäubung der Lippe durchgeführt wird. Schon eine Woche später können evtl. Korrekturen, sollte dies nötig sein, vorgenommen werden. Die Hyaluronsäure wird vollständig abgebaut und das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen ist sehr gering.
Durch Permanent-Make-up zur Beseitigung von Asymmetrien und zur Verstärkung der Kontur sowie mit Botox lassen sich Lippenkorrekturen bestens ergänzen.
-KÜNSTLICHE FÜLLSTOFFE
Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe an künstlichen Füllstoffen, die dauerhaft in der Lippe verbleiben. Hierbei ist nur ein Eingriff nötig, jedoch sind auch die Risiken um ein Vielfaches höher. Künstliche Füllstoffe bestehen zum Beispiel aus kleinsten, verkapselten Kunststoffkügelchen. Zu den bekanntesten Füllstoffen gehören beispielsweise Artecoll oder Silikonpolymer.
NACHSORGE
Eine spezifische Nachsorge ist bei eienr Lippenkorrektur kaum nötig. Der Verzicht auf Alkohol, bestimmte Schmerzmittel und Nikotin ist jedoch ratsam. In den ersten Tagen sollte sich die Patientin möglichst schonen, um Druck auf die behandelte Partie zu vermeiden. Bei einer Gewebeunterfütterung ist zusätzlich oft ein Wundverband- oder ein Pflaster zu tragen. Hier muss bis zu einigen Wochen auch auf intensiven Sport verzichtet werden.
RISIKEN UND KOMPLIKATIONEN
Der häufigste Eingriff im Bereich der Lippenvergrößerung, die Unterspritzung, ist vergleichsweise risikoarm. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen zählen Schwellungen, Rötungen und seltener auch kleine Hämatome, die jedoch nach einiger Zeit von selbst verschwinden. Das weitaus größte Risiko stellt ein unschönes Ergebnis dar („Schlauchbootlippen“). Bei unsachgemäßer oder übermäßiger Unterspritzung kann es zu solch voluminösen oder asymmetrischen Lippen kommen. Während dieser Effekt bei allen natürlichen Substanzen fast immer nach einigen Monaten von selbst verschwindet (weil die Substanz abgebaut wird), bleibt er bei Verpflanzungen und künstlichen Füllstoffen bestehen. Künstliche Füllstoffe können neben Allergien auch Fremdkörperreaktionen mit unterschiedlichen Folgen hervorrufen. Häufig kapselt der Organismus den eingebrachten Füllstoff ab, was unästhetisch und äußerst schmerzhaft sein kann. Seltener, aber möglich sind auch Infektionen. Sehr selten kann es zu Nervenverletzungen mit möglicherweise dauerhaften Mißempfindungsstörungen kommen. Bei einer operativen Gewebeunterfütterung sind die Risiken entsprechend höher. Auch auf das allgemeine Narkoserisiko muss hier hingewiesen werden. Weitaus häufiger jedoch kann es zu Abstoßúngen des körpereigenen Gewebes kommen, wodurch das Behandlungsergebnis zunichte gemacht wird. In diesem Fall muss eventuell nochmals operiert werden.